Vom Verlag | Poesie | 4. Mai 2020

Warten

Foto von Wendy McFadden

 

Da ist dieser Moment zwischen der Zeit, in der du
Öffnen Sie Ihr Auge weit und den Luftstoß
lässt dich zusammenzucken bzw
in der Sekunde kurz bevor man sich in den Finger sticht.

Da ist diese Stunde im Keller des Nachbarn danach
die Tornadosirene, die dein Nickerchen durchbohrte.
Da ist diese Woche dazwischen
der Labortest und das Telefonat.

Da ist diese Nachtwache danach
ihre Atmung verlangsamt sich und
die Zeit steht still.

Diese Art des Wartens kennen wir.

Aber nicht dieses Warten
erstreckte sich über Meilen und Berge
weil wir nicht sagen können, wohin sich der Horizont verschiebt
oder was hinter dieser verschwommenen Linie liegt.

Gemeinsam und getrennt pflegen wir
unsere ängstlichen Gedanken—
Jungvögel, die gefüttert werden müssen
bevor sie wegfliegen können—

auf Gnade hoffend und evtl
auch Gnade geben.
Ein Feuer verzehrt das Vertraute und
wir warten

für Triebe grünenden Lebens
roh und zart.
Wir werden diesen heiligen Boden lieben
eine Wildheit, von der wir nicht wussten, dass wir sie haben.